Schamlos? Sexualmoral im Wandel
Die Entwicklung der Geschlechterrollen in Deutschland
Die Ausstellung ist mit zahlreichen weiterführenden Informationen versehen, die über die reine Präsenzausstellung hinausgehen. QR Codes neben den Exponaten führen zu Interviews mit gezeigten Protagonisten, Podcast und Zeitungsartikeln, die weitere Perspektiven des Gezeigten eröffnen
- bringen Sie auf jeden Fall ihr Handy und Kopfhörer mit in die Zehntscheuer!
Kurzbeschreibung
Das Miteinander der Geschlechter hat sich in den vergangenen sieben Jahrzehnten tiefgreifend und nachhaltig verändert. Alte Leitbilder gehen über Bord – in Bezug auf Sexualität und Partnerschaft scheint heute alles möglich. Aber macht uns das wirklich frei? Als Leih-Ausstellung der Stiftung Haus der Geschichte beleuchtet „Schamlos? Sexualmoral im Wandel“ die tiefgreifenden Veränderungen von Sexualmoral und Geschlechterbeziehungen in Deutschland seit Ende des Zweiten Weltkrieges. Dabei berücksichtigt sie die unterschiedlichen Lebensbedingungen und -erfahrungen im geteilten Deutschland.
Partnerschaft und Sexualität gehören zum Intimsten des Menschen. Gleichzeitig unterliegen sie gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen und sind oft Gegenstand öffentlicher Debatten. Gegliedert in sechs Bereiche behandelt die Ausstellung „Schamlos? Sexualmoral im Wandel“ die Kontroverse um Sexualität und Geschlechterbeziehungen zwischen Liberalisierung, Werteverfall und Pluralisierung.
Sexualität fand in Deutschland lange hinter verschlossenen Türen statt, bis die 1960er Jahre eine Welle der Hemmungslosigkeit auslösten. Journalist und Filmemacher Oswalt Kolle sowie Erotik-Unternehmerin Beate Uhse wurden zu Wegweisern dieser „Sexwelle“: Peepshows, Pornokinos und Nachtclubs vermarkteten Erotik nun in aller Öffentlichkeit.
Heute ist nackte Haut auf der Straße oder in den Medien selten noch Sensation oder Provokation. Was die Gesellschaft jedoch immer noch spaltet, sind Themen wie die Gleichberechtigung Homosexueller, der Abbruch der Schwangerschaft und akzeptierte Formen des Zusammenlebens.
Seit Jahrhunderten übte und übt die Kirche in Deutschland sehr großen Einfluss auf die Moralvorstellungen hierzulande aus. Keine Facette von Partnerschaft, Fortpflanzung, Steuerrecht und Arbeitsrecht bleibt davon unberührt. Vieles davon wird in der Ausstellung thematisiert. (Den kompletten Artikel von Pfr. Seisser und auch den Antwort-Leserbrief von Pfarrer Nestele aus Winterlingen lesen Sie in der Ausstellung im Original.
Am 11.Februar findet zudem ein ev. Gottesdienst in der Zehntscheuer statt, zu dem alle herzlich eingeladen sind. Auch hier wird das Verhältnis Sexualität und Kirche eingehend diskutiert.
Mit dem Gender-Marketing kommt ein nach der Jahrtausendwende sich selbst verstärkendes Phänomen in Gang, das die Geschlechter ausdifferenziert. In vielen Spielzeugläden gibt es nur noch zwei Lager – ohne Schnittmenge. Trinkflaschen, Brotdosen, Regenjacken, Hausschuhe, Schulranzen und Pflaster – alles hat ein Geschlecht. Auch die Kinderbuchabteilung hat heute zwei Hälften. „Das Geschlecht ist industriell konstruiert“, meint Vera Görgen in ihrem Kommentar im Zeit Magazin Dezember 2017. Manche Soziologen sehen einen Zusammenhang zwischen der Verringerung der Rollenstereotypen der vergangenen Jahre und verstärktem Gender Marketing und sprechen vom „Re-Gendering“: Gerade weil klassische Rollenmuster hinterfragt werden und sich die Gesellschaft rasant verändert, gibt es als Gegenbewegung eine Sehnsucht nach eindeutigen Geschlechterverhältnissen.