Kommunale Wärmeplanung
Abschlussbericht
Die Stadt Balingen hat mit der kommunalen Wärmeplanung erstmals einen Leitfaden erstellt, mit welchem das gesetzlich vorgeschriebene Ziel der Treibhausgasneutralität bis zum Jahr 2040 erreicht werden soll. Dies soll einerseits durch Effizienzsteigerung bzw. Minimierung des Verbrauchs und andererseits durch den Ausbau erneuerbarer Energie erreicht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Wie ist die kommunale Wärmeplanung aufgebaut?
- Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung
- Bürgerbeteiligung und Beschluss des Gemeinderats
- Wie geht es weiter?
- Downloads
- Weiterführende Information
Was ist die kommunale Wärmeplanung?
Baden-Württemberg hat sich dem Klimaschutz verpflichtet und das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 die Treibhausgasneutralität zu erreichen. Eine Kommune ist dann treibhausgasneutral, wenn die Bereitstellung an erneuerbarer Energie bilanziell gleich hoch ist, wie der Verbrauch.
Das hierzu vom Land verabschiedete Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetzt enthält Vorgaben und Zwischenziele für einzelne Sektoren und eine verpflichtende Wärmeplanung für alle größeren Kreisstädte bis zum Jahr 2023.
Der städtische Wärmesektor benötig über die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs. Eine systematische Umstellung dieses Sektors, von fossiler hin zu erneuerbarer Energie, bietet daher den größten Hebel bei der Energiewende.
Mit der kommunale Wärmeplanung hat die Stadt Balingen einen Leitfaden geschaffen, welcher die Umstellung der städtische Wärmeversorgung auf erneuerbare Energie skizziert und dabei hilft Entscheidungen hinsichtlich lokal begrenzter Ressourcen zu treffen. Aus dem Wärmeplan selbst resultieren jedoch weder rechtliche Ansprüche noch direkte Verpflichtungen für Gebäudeeigentümer.
Die Wärmewende setzt dabei auf zwei Bereiche:
1. der Reduktion des Wärmebedarfs bzw. einer effizienteren Nutzung von Energie
2. dem Ausbau der Bereitstellung von erneuerbaren Energien zur Deckung des verbleibenden Energiebedarfs.
Die Wärmeplanung muss spätestens nach sieben Jahren unter Berücksichtigung der jeweiligen Entwicklung fortgeschrieben werden.
Wie ist die kommunale Wärmeplanung aufgebaut?
- Bestandsanalyse:
In der Bestandsanalyse werden u.a. der Wärmebedarf und die Versorgungsinfrastruktur der Gebäude erhoben. - Potenzialanalyse:
In der Potenzialanalyse werden alle möglichen Potenziale im Einzugsbereich betrachtet. Dazu gehören der Ausbau der erneuerbaren Energien, insbesondere der verstärkte Einbezug von unvermeidbarer Abwärme und die Möglichkeiten zur Energieeinsparung. - Zielszenario:
Im Zielszenario werden die technischen Potenziale auf wirtschaftlich- und soziale Aspekte hin überprüft und angepasst. Über dieses realistisch-erreichbare Ausbaupotenzial an erneuerbaren Energien wird die notwendige Energieeffizienzsteigerung abgeleitet, die für die Treibhausgasneutralität notwendig ist. - Wärmewendestrategie:
Die Wärmewendestrategie enthält konkrete und priorisierte Maßnahmen, um die Wärmewende umzusetzen.
Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung
Bestandsanalyse – aktueller Wärmebedarf
Die Bestandsanalyse beinhaltet eine gebäudescharfe Wärmeanalyse aller beheizten Gebäude innerhalb des ganzen Stadtgebiets, inklusive der hierfür eingesetzten Energieträger. Zudem wurde der Bestand leitungsgebundener Wärmeinfrastruktur wie Erdgas- und Fernwärmenetze erfasst.
Die Auswertung ergab für das Jahr 2022 einen gesamten städtischen Wärmebedarf von 394 GWh (und einen Strombedarf von 144 GWh). Hauptenergieträger dabei sind Erdgas und Erdöl.

Potenzialanalyse – Erneuerbare Energien und Einsparpotenzial
In der Potenzialanalyse wurde untersucht, welche unterschiedlichen Quellen für die erneuerbare Energiebereitstellung und unvermeidbare, gewerbliche Abwärme aus technischer Sicht für die Wärmeversorgung verfügbar sind (z.B. Solarthermie, Geothermie, Abwasserwärme, Prozesswärme etc.).
Darüber hinaus beinhaltet dieses Kapitel eine Einschätzung über die zukünftige Entwicklung des Wärmebedarfs im Wohngebäudebereich. Unter der Annahme einer vollständigen Sanierung (KfW 100 -Standard) wäre bis zum Jahr 2040 in Balingen eine Sanierungsrate von 6,7 % notwendig. Unter dem Einbezug der derzeitigen Sanierungsrate von ca. 1 %, erweist sich diese Forderung als unrealistisch.
Eine Entschärfung der notwendigen Sanierung lässt sich durch eine vermehrte Bereitstellung an erneuerbarer Wärme erzielen. Unter der im Bericht angenommenen Ausbaugeschwindigkeit, könnte die jährliche Sanierungsrate auf 3,6 % verringert werden.
Zielszenario für das Jahr 2040
Im Zielszenario wurde das technische Potenzial aufgegriffen und auf wirtschaftliche-, ökologische- und soziale Belange hin untersucht. Die notwendige Umstellungsgeschwindigkeit zur Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben wird mit dem Zwischenziel 2030 ebenfalls beschrieben.
Darüber hinaus umfasst diese Kapitel eine Gebietseinteilung der Stadt in einzelne Quartiere. Dabei sind zwei Quartierstypen zu unterscheiden: Bereiche mit Einzellösungen für Heizanlagen (blau) und Quartiere, bei denen seitens der Stadt die Möglichkeit einer Nahwärmeversorgung in Betracht gezogen wird (rot). Für einzelne Immobilien innerhalb eines Quartiers, lässt sich jedoch oftmals noch keine eindeutige Aussage treffen.
Wie die Wärmeversorgung genau aussehen wird, muss für jedes Quartier einzeln ausgearbeitet werden, da sich die jeweiligen Ausgangsbedingungen unterscheiden. Die Quartierseinteilung beruht auf dem derzeitigen Erkenntnisstand und kann sich zukünftig noch ändern.
Wärmewendestrategie
Die Wärmewendestrategie bildet die Schnittstelle zwischen der Wärmeplanerstellung und der tatsächlichen Umsetzung. Über die kommunale Wärmeplanung wurden die nachfolgenden Maßnahmen beschlossen.
Maßnahmenkatalog:
- Studie zur Tiefengeothermie
- Kommunikationskonzept zur Wärmewende
- Effizienzsteigerung/ Sanierung im Gebäudebereich
- Vertiefende Untersuchung von Abwärme im Gewerbebereich
- Erzeugungskonzept für erneuerbaren Strom
- Konzept zur Nutzung und Speicherung von Überschussstrom
- Strukturuntersuchung des vorhandenen Stromnetzes
- Studie zur Nutzung des Energiegehalts in der Kläranlage
- BEW-Studien für Wärmequartiere
- Maßnahmenkatalog für Windkraftnutzung
Eine genauere Beschreibung der Maßnahmen mit zeitlicher Umsetzung kann im Plan selbst eingesehen werden. Bis Ende 2028 muss die Stadt mit der Umsetzung von mindestens fünf Maßnahmen begonnen haben.
Bürgerbeteiligung und Beschluss des Gemeinderats
Präsentation der Zwischenergebnisse im Stadtwerkeausschuss am 18. Juli 2023 und im Gemeinderat am 24. Oktober 2023.
Die öffentliche Präsentation der Ergebnisse mit anschließender Diskussion fand am 09. Dezember in der Schulhalle in Frommen statt.
Der Berichtsentwurf wurde vom 12. April bis zum 24. Mai 2024 öffentlich ausgelegt (Auslegungsbeschluss durch den Gemeinderat am 27. Februar 2024).
Vorstellung des Abschlussberichts im Technischen Ausschuss am 13. November 2024.
Der Beschluss des Wärmeplans durch den Gemeinderat erfolgte am 26. November 2024.
Wie geht es weiter?
In den kommenden Monaten werden die Nahwärmequartiere einzeln genauer betrachtet und hinsichtlich Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit durch eine zentrale Nahwärmeversorgung überprüft. Die einzelnen Quartiere sind im Anhang der Wärmeplanung genauer einzusehen. Generell kann sich jeder Anwohner bei den Stadtwerken über die Möglichkeiten eines Nahwärmeanschlusses informieren.
Downloads
Kommunale Wärmeplanung Balingen (6,8 MB)